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Hallo du :)

Also dass ein männlicher Partner der Freundin vorwirft, dass sich Leute an ihr ergötzen (oder die anderen Männer sie nur zu etwas bestimmtem bringen wollen) und ihr damit das Gefühl gibt (oder deutlich kommuniziert), dass sie diesen Situationen aus dem Weg gehen soll, ist ein normales und schlimmes Muster unserer Gesellschaft. Männer denken in dem Moment, dass sie die Frauen vor etwas beschützen, aber eigentlich kontrollieren und bestimmen sie damit für ihre Partnerinnen, was sie tun darf und was nicht. Und beschuldigen sie dann, wenn sie belästigt wird, dass es doch klar war, wenn sie sich in so eine Situation begibt (=Victim Blaming). Meist resultierend aus der Eifersucht des Mannes.

Das ist ein Muster, was ich selbst in meiner Beziehung erlebe und wodurch ich sehr stark lerne, für mich einzustehen. Meine Handlungen sollten nicht danach bewertet werden, was andere von mir wollen. Ich weiß, dass sich überall Männer an mir aufgeilen und das kann ich auch nicht verhindern. Was ich allerdings ändern kann ist, dass ich mich davon unterdrücken lasse, meine Handlungen bestimmen lasse und mich dann noch dafür zu schämen hab. Wir Frauen sind nicht naiv weil wir dumm sind. Wir müssen es sein, damit wir überhaupt mit dem männlichen Geschlecht in außersexuellen Kontakt treten können. Sonst wäre jeder Arbeitsplatz, jede U-Bahn und jede Straße tabu für uns.


Dass dein Freund dich so beschimpft hört sich von außen wahnsinnig unschön an, und doch erfahren ganz viele Frauen diese Unmöglichkeiten in heterosexuellen Beziehungen. Wir verteidigen dann auch noch unseren Partner, er sei nicht so ein Arschloch, er findet nur keinen Umgang. Mein Punkt ist NICHT, dass unsere Partner wirklich Arschlöcher sind. Ich bin stark davon überzeugt, dass das nur aus Schmerz, Unsicherheit und Eifersucht resultiert (die wiederum gesellschaftlich weitergegeben sind). Wichtig ist aber, dass wir Frauen deswegen trotzdem nicht diese Last und diese Wut auf uns nehmen sollten. Ich verstehe, wo sie herkommt, und bewerte meinen Freund dafür nicht. Ich lasse mich aber nicht weiterhin so behandeln. Deshalb erkläre ich ihm die Strukturen und dass das nicht okay ist, so mit Frauen zu reden. Und dass er daran arbeiten muss, weil ich so nicht leben möchte . Und außerdem kann ich ihn in Streitgesprächen nicht unterstützen, aus dieser Negativität auszubrechen.


Das behandelt vielleicht nicht dein ganzheitliches Problem, aber eventuell hilft diese Sicht auf das gesellschaftliche Problem (nicht ein Problem, das explizit unter euch beiden besteht), die Interaktionen und Beleidigungen zwischen euch neu zu analysieren und diese Muster der Unterdrückung aufzubrechen. Es geht in Beziehungen immer um Arbeit an sich selbst und nicht Arbeit an dem/der anderen.


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