Auf Thema antworten

:shock: ... Boah, jetzt bin ich aber platt, dass doch so viel geantwortet wurde. Weiß gar nicht, wo ich anfangen soll ... (naja, am Anfang wahrscheinlich :roll:)


Zu Christoph:

Hihi, danke für deine Geschichten :) Zu der ersten Geschichte mit dem Skateboard kann ich nur sagen: Hör auf deine Intuition, wir haben diese innere Stimme nicht ohne Grund. Mir passiert das auch oft, dass mir dieses innere Gefühl sagt: Nein, mach das nicht, es wird so und so passieren. Ich traue dem Gefühl nicht und mach's trotzdem und denk mir hinterher: mist, ich war doch schon VORHER schlauer... Ich steige zwar nicht auf Skateboards, aber ich hab auf diese Weise schon einiges kaputt gemacht oder bin in den falschen Zug gestiegen und kam in Timbuktu raus :lol: Was den Bernd angeht denke ich, hast du das richtige gemacht. Bei Schüchternheit ist das, glaube ich, das einzig richtige, was man machen kann. Den betroffenen zeigen, dass sie gar keinen grund haben, schüchtern zu sein.



Es stimmt natürlich, dass ich krank bin. Ich bin psychisch krank und da lässt sich nichts dran rütteln. Es stimmt aber auch, dass es blödsinn wäre, mich jetzt wie einen Kranken zu behandeln. Es ist schwer zu erklären ... ich möchte schon auf eine ganz natürliche, normale weise behandelt werden, aber ich möchte auch, dass meine grenzen gesehen werden und nicht einfach übergangen werden in dem glauben, ich hätte normale grenzen wie normale menschen. ich hoffe, ich drücke mich einigermaßen verständlich aus.

Dass man zum beispiel nicht einfach sagt "komm hilf mir in der küche" und dann eine packung von irgendwas in die hand drückt und sagt, dass ich das jetzt kochen soll und dass diese person dann irgendwoanders hingeht, ohne dass ich irgendwelche rückfragen stellen kann. Da bin ich heillos überfordert.

Besser wäre es, wenn man erstmal fragt, ob ich überhaupt helfen möchte. Natürlich kommt ein ja, ich tue gerne was ich tun kann und helfe auch sehr gerne, und dass die betreffende person sich dann mal ne minute zeit nimmt um mir zu erklären: So, hier hast du dasunddas, hinten steht drauf, was du zu tun hast. ich würde sagen, du nimmst einen mittleren topf, die töpfe sind in dem und dem schrank ...

So bin ich auf die situation vorbereitet und weiß, dass ich einen ansprechpartner habe.


Allerdings muss ich dir auch sagen, Christoph, dass eine Selbsthilfegruppe durchaus helfen kann. Natürlich ist es falsch, sich in die eigene Angststörung hineinzureiten und alles zu meiden, was einem Angst macht, in dem Punkt hast du völlig recht. Aber viele solcher menschen wie ich, haben neben der angststörung noch ein anderes problem: Sie leben unter dem ständigen druck, normal zu sein. Auf diese weise übergeht man selbst, zusammen mit seiner umwelt, ständig die eigenen grenzen auf eine so rabiate weise, dass man sich nur noch kranker macht. Es ist, als würde man sich selbst jeden tag aufs neue vergewaltigen.

Ich bin vier Monate in der Klinik gewesen. Die letzten 10 Wochen waren eine stramme Therapie, in der ich praktisch den ganzen Tag an mir gearbeitet habe. Wir hatten auch Gruppentherapie, was im Endeffekt eine Miniselbsthilfegruppe war. Denn meistens haben die Patienten gesprochen, nicht die Ärzte.


Und weißt du was? Wir haben gemerkt, dass wir nicht alleine sind mit unseren problemen. Allein das nimmt einem einen riesigen stein. "Ich bin nicht verrückt!!", das ist eine unheimlich schöne einsicht. Man lernt dort, dass es okay ist, so zu sein. Dass es gar nicht so schlimm ist. Man hört von den anderen, wie sie ihr leben bewältigen und kriegt so den ein oder anderen tipp.


In der Klinik gab es eine junge frau, sie war zwar 7 jahre älter als ich, aber im endeffekt waren unsere probleme sich so ähnlich, dass es einem schon fast angst machte. Ihre störung war aber noch ein bisschen stärker als meine. Jedenfalls war sie zu gar nichts mehr in der lage, sie konnte überhaupt nichts mehr tun. Sie setze sich aber auch tierisch unter druck, sie müsse jetzt ihr zimmer aufräumen und wäsche waschen und briefe schreiben und das einkaufen und die person anrufen und ne sms an den und den schreiben und bla und blupp und überhaupt. Sie überrannte ihre grenzen so extrem, dass sie zu nichts mehr fähig war. Und da sagte ich zu ihr:

"Weißt du was? Ich habe gestern nichts gemacht, NUR wäsche gewaschen und ich bin richtig richtig richtig stolz darauf, dass ich das alleine geschafft habe"

Da sah sie mich ganz erstaunt an und es machte klick bei ihr. Da erkannte sie, sie muss diesen ganzen mist gar nicht tun nur weil es vielleicht ihre "pflicht" wäre, wenn sie das nicht möchte. Und sie sollte wertschätzen was sie tut, und nicht als selbstverständlich ansehen. Am nächsten tag erzählte sie mir, sie habe ihr zimmer aufgeräumt und strahlte über ihr ganzes gesicht.

Mir wiederum gab es das wohlige gefühl, doch zu etwas nutze zu sein.


diese art von selbsthilfegruppe hilft sehr viel :) Statt sich zu überrennen lernt man, wie man schritt für schritt die grenzen verschiebt. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es auch negativbeispiele gibt. Meine erfahrung jedoch war sehr positiv. Man lernt, dass man sich den ganzen rotz gar nicht einbildet, sondern dass er real ist.



Barbara, es ist sehr lieb von dir, dass du mich da so verteidigst. Es stimmt, dass christophs geschichten jetzt nicht direkt zu irgendeiner großartigen lösung beitragen, aber eines hat er mir gezeigt und das wiederum hilft mir doch irgendwie: Er ist ein selbstbewusster junger mann, der spaß am leben hat und der sich genausogut hätte lustig machen können über ich, er hätte es überhaupt nicht nötig, irgendeine form von aufmunterung oder hilfe oder sonstwas zu geben, und doch verurteilt er mich nicht, wie viele andere junge menschen in seiner stellung dies wahrscheinlich tun würden. er könnte mich genausogut als verrückt abstempeln und sich eins ins fäustchen lachen.


Wie groß sein eigenes selbstvertrauen ist? Hmm, ich persönlich finde es schön, wenn menschen so völlig normal mit sich selbst umgehen wie christoph das tut. Ich finde nicht, dass seine beiträge großartig selbstverherrlichend oder angeberisch rüberkommen, ich finde es schön, seinen charakter herauszulesen zu können.


Ich habe zwar ein tierisch ernstes thema angesprochen, aber es müssen hier keine todernsten, psychologisch absolut korrekte antworten kommen.

Ich rutsche nämlich selbst ständig in den zustand, dass ich glaube, ich bilde mir das alles nur ein und wahrscheinlich bin ich ja nur zu bequem oder zu faul, um all diese dinge zu tun. Damit verletze ich mich selbst sehr ... und es hilft einfach sehr gut, die eigenen worte schwarz auf -ähm- gelb(?) lesen zu können und konkret zu sehen: aha es ist aber wirklich so und so. und dann vielleicht einfach antworten zu bekommen, die alles erzählen nur nicht "so ein quatsch das stimmt doch alles gar nicht du bist nur faul".


Im prinzip weiß ich ja, was zu tun ist. Leider habe ich gestern meinen termin bei der psychologin vertrödelt, auf den ich seit über einem monat gewartet hatte :( ich hätte am liebsten stundenlang meinen kopf gegen die wand schlagen können. Naja, kann man auch nichts machen.



Barbara, ich glaube, ich gebe meinen mitmenschen gar keine richtige chance. Ich würde zwar unheimlich gerne einfach alles erklären, aber dadurch, dass ich selbst oft glaube, ich bilde mir das alles nur ein, habe ich natürlich auch das gefühl, wenn ich meinem partner von meinen ängsten erzähle, dann erzähle ich ihm irgendein märchen. Als würde ich ihn anlügen!!

Totaler quatsch, aber dadurch, dass ich anscheinend auch irgendwie manisch depressiv bin, gibt es situationen, in denen dieses "das bilde ich mir ein"-gefühl wirklich real zu sein scheint und ich dann auch nicht mehr so richtig unterscheiden kann.


es geht noch weiter :)


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