Ob eine räumliche Trennung was bringen und verbessern kann, hängt sicher vom jeweiligen Paar ab und auch davon wie die Zukunft der Beziehung an sich geplant ist. Wenn man auch räumlich eng das Leben verbringen will, dann muss man es entweder schaffen sich zusammenzuraufen oder aber getrennter Wege gehen. Einen Kompromiss gibt es da, glaube ich, nur selten.
Anders sieht es aus, wenn es für beide Partner auch in Ordnung wäre dauerhaft getrennte Wohnungen zu behalten. Nicht jeder Mensch ist für's intensive Zusammenleben mit anderen gemacht und das ist auch absolut in Ordnung so. Am wichtigsten ist doch, dass zwei Menschen zusammenfinden, die diesbezüglich ähnlich ticken und ein vergleichbares Bedürfnis nach Nähe und Distanz haben. Wie viel Nähe man aushalten kann oder braucht, findet man halt oft erst dann raus, wenn es nicht passt.
Ein Mittelding könnte vielleicht eine Art Pärchen-WG sein? Also, dass Küche, Bad und Wohnzimmer genutzt werden, aber jeder ein eigenes Schlafzimmer hat. In diesem kann dann ja zum Beispiel auch noch ein kleines Sofa und ein Schreibtisch stehen, so dass jeder einen Rückzugsort hat. Zeit kann dann gemeinsam verbracht werden, wenn es für beide passt. Und man kann sich sowohl gegenseitig Übernachtungsbesuche abstatten, als auch wenn einem danach ist alleine im eigenen Bett schlafen. Sowas geht aber natürlich auch nur, wenn sich einer nicht vom anderen emotional abgewiesen fühlt, wenn der mal eine oder mehrere Tage und Nächte überwiegend alleine verbringen will.
Für uns ist es in der aktuellen Situation auch relativ ungewohnt, weil wir beide durch Homeoffice teilweise sehr viel Zeit zusammenbringen. Meistens finde ich das schön, manchmal sehne ich mich danach alleine zu sein und freue mich dann, wenn mein Partner jeden zweiten Tag zum Arbeiten ins Büro muss. Also ich freue mich nicht, dass er weg ist, sondern halt, dass wir uns ein paar Stunden am Tag nicht sehen. Wenn man rund um die Uhr aufeinanderklebt, erleben ja beide auch mehr oder weniger das gleiche und man hat weniger normalen Austausch über ein normales Alltagsleben, als das ansonsten der Fall wäre.
Und Freunde zu Treffen, Hobbys außer Haus nach zu gehen und so weiter ist unter den aktuellen Bedingungen halt auch nicht ganz einfach... Da muss man dann unter Umständen schon schauen, wie man sich gegenseitig Freiräume schaffen kann.