Ein Einblick in meine Erfahrung beim Sex mit meinem Partner. Emotionen durch langjährige Vorbelastung durch die sexuelle Unterdrückung der Frau

Bluewoman

Member
Registriert
30 März 2023
Beiträge
8
Journal 29.03.2023
Ich hatte heute einen sehr schönen Abend mit ... mit Kunst und Musik und viel Massage. Ich habe mich ein paar Tage sexuell nicht ganz auf ihn einlassen können (bzw. keinen Sex mit Penetration gehabt) und daher das Gefühl bekommen, dass es schön wäre, wenn ich mich heute auf ihn einlassen könnte. Schön, vor allem für ihn. Für mich auch, da ich nicht wieder davon laufen möchte und gerne schöne Gefühle damit und mit ihm erleben möchte, aber trotzdem hätte sich meine Comfort Zone heute lieber davor gedrückt. Ich empfinde leider je länger wir keinen Sex miteinander haben immer mehr Druck, dass ich langsam wieder dafür bereit sein sollte. Und denke, dass dementsprechend auch das Bedürfnis bei ... steigt und wieder befriedigt werden muss. Daher steigt auch wiederum meine Angst, dass sein Bedürfnis zu anderen größer wird, da ich es nicht erfüllen kann. Und dann habe ich heute einen Schritt auf ... zugemacht, da ich mich gar nicht erst vor die Entscheidung stellen wollte, wenn es zum Thema wird. Ich habe ehrlich gesagt auch heute schon wieder sehr sehr früh angefangen abzuwiegen, ob ich das heute kann oder nicht. Ich denke ehrlich gesagt, dass ich immer wenn ich in seiner Gegenwart bin darüber nachdenke, ob ich gerade genug Körperlichkeit gegeben habe oder gebe und wie viel ich mir zutraue heute aufzuwenden und mich zu konfrontieren. Der größte Konflikt bei der Entscheidung, ob ich mich sexuell einlassen möchte, ist denke ich, dass ich mich meistens so wahnsinnig schlecht und ängstlich fühle und mich in großen Teilen keineswegs fallen lassen kann (auch wenn ich es mir in dem Moment einrede, dass ich noch nicht von meinen Ängsten eingenommen bin). Heute habe ich festgestellt, dass ich eigentlich ab dem ersten Moment wo wir uns küssen und ich mich für die Richtung entschieden habe, vor Angst versteinere und mich nicht mehr bewege. Ich halte viel die Luft an und mache oft quasi gar nichts mehr. Das fühlt sich an wie eine komplette Abkapselung von der Fähigkeit selbst über mich und meinen Körper zu bestimmen und zu handeln. Ich merke, dass ich sogar manchmal mein Becken beispielsweise bewegen möchte, um mich zu stimulieren und einzufühlen, aber Angst davor habe, dass es falsch interpretiert wird als starke Reaktion auf die Aktion, obwohl ich mich ja gerade weil ich es eben nicht so fühlen kann versuche mehr hinein zu begeben. Und dann werde ich sehr schnell wieder überfordert mit dem staken sexuellen Drang meines Partners und der Geschwindigkeit. Mir fällt es auch sehr schwer im positiven Mindset zu bleiben, wenn ich so viele Verhaltensweisen reflektiere, die aus unschön angelernter toxischer Rollenbilder resultieren. Ich hab durchgehend eine große Abwehrhaltung gegenüber ..., wenn ich denke, dass ich sexualisiert werden könnte oder er sich an mir und meinem Körper ergötzt. Was oft gar nicht der Fall ist, oder auch aus normaler Anziehung und Liebe zu mir entsteht, ich allerdings so sensibel darauf getrimmt bin, dass mich jede Kleinigkeit aus der Bahn wirft. Ich merke, dass es in sexuellen Akten wie heute manchmal keinen einzigen Moment gibt, in dem ich mich wirklich gut und frei fühle. Es ist eine ständige Angst davor da, dass ich blockieren könnte oder dass mich der Akt überfordern könnte, dass ich gar nicht dazu komme, die Momente zu genießen, in denen ich eigentlich auch möchte, was gerade passiert. Mein Körper ist in einem ständigen so großen Schutzmechanismus. Gerade wenn es so spät ist wie heute, möchte ich oft nicht mehr zu viel zulassen, da es mir zu spät ist. Heute habe ich sehr deutlich gemerkt, woher dieses Gefühl genau kommt. Ich habe mich trotz der Uhrzeit auf ihn einlassen wollen und habe gemerkt, wie ich sehr lange gebraucht habe, mich ansatzweise in den Küssen und Berührungen fallen zu lassen. Ich habe auch hin und wieder gezeigt und darüber geredet, dass ich viel in meinem Kopf bin und nicht richtig bei ihm sein kann. Dadurch, dass ich es aber so sehr wollte, dass es "klappt" (dass ich funktioniere) und ich nicht die ganze Nacht mit verzweifeltem Weinen und Therapie-Gesprächen darüber verbringen wollte, habe ich versucht, alles negative zu ignorieren und so zu tun, als wäre es nicht da. Das ist wahrscheinlich ein großer Fehler, wenn es darum geht, an den negativen Erinnerungen und Emotionen zu arbeiten. Ich habe die Gewohnheit wahrscheinlich von früher, dass ich denke, dass das so funktionnieren kann. Zumindest habe ich gespürt, dass ich nicht ganz da bin. Als er mich dann während dem langsamen Sex ansehen wollte, habe ich es nicht ausgehalten. Ich habe ein paar Momente gekämpft, aber habe mich so unglaublich unwohl gefühlt ihn anzusehen, dass ich das unterbrechen musste und zugegeben habe, dass ich mich sehr konfrontiert fühle und gerade aber einfach nur Körperlichkeit spüren möchte und nicht drüber reden. Ob ich das wirklich für mich getan habe, weiß ich nicht. Klar hätte ich gerne schönen Sex genossen, aber dazu war ich in dem Moment gar nicht richtig in der Lage. Drüber reden wollte ich vor allem nicht, weil es so viel Belastendes war, was ich heute dabei reflektiert habe. Und hätte ich damit angefangen, wär das ganze ausgeartet und ich hätte meine große Verzweiflung zugegeben und gespürt und hätte mich damit auch nicht besser gefühlt dann schlafen zu gehen. In der Früh muss er wieder weg und wir bleiben mit der unschönen Erfahrung sitzen bis zum nächsten Abend. Das war letztens schon einmal sehr belastend für mich und ich wollte das verhindern. Im Generellen fühle ich jetzt auch sehr stark, warum ich häufig nicht so spät und kurz vor dem Schlafen so viel Konfrontation aushalten kann. Ich nehme es oft leider als ein Aushalten war, da ich in dem Moment kein Fass mehr aufmachen will, aber es auch nicht abbrechen möchte. Das ist alles sehr unschön. Ich realisiere oft, wie ich während dem Sex eigentlich zu jedem Moment so stark an der Kippe stehe zu weinen. Und wenn ich dann weine, fühlt es sich so an, als hätte ich es Jahre lang verdrängt und als würde es von so tiefer Verzweiflung und Angst kommen, die ich davor "nicht wahrgenommen" habe. Oft merke ich, wie ich versuche, tapfer an diesem Abgrund zu stehen und nicht ins Fallen zu kommen. Aber ich denke ich falle eigentlich die ganze Zeit. Nur solange ich die Augen geschlossen halte, sehe ich es nicht.
Die einzige Sache, über die ich mir keine Sorgen mehr mache, die früher eigentlich das einzige war, was ich dachte was falsch läuft, ist, dass mein Körper Lust empfinden kann. Ich fühle sexuelle Lust, ich reagiere körperlich auf Berührung und habe eine ganz normal funktionierende Sexualität. Das, was nicht passte, ist alles drum rum. Und ich bin froh, nicht mehr mich und meine Sexualität dafür in Schuld und Scham zu ziehen und an den wirklichen Ursachen arbeiten zu können.
 
Werbung:
Ich freue mich, etwas von euch und euren Erfahrungen damit zu hören. Wir alle leiden unter den Rollenbildern und der sexuellen Unterdrückung (oft auch ohne dass wir es wahrnehmen). Lasst uns uns gegenseitig mitteilen. <3
 
Mir kommt das so vor, als wenn Du irgendwann einmal missbraucht worden bist. Zumindest kenne ich einige der Passagen aus meinem eigenen Leben und ich weiß daß ich missbraucht worden bin.
 
Werbung:
Liebe Eljay,
Danke für deine persönliche Antwort.
Wie definiert man Missbrauch schon? Ich habe mit meinem Körper jahrelang Dinge machen lassen, die ich so nicht gewollt hätte. Wenn man selbst nicht mal weiß dass man sich nicht missbrauchen lassen darf, woher soll das gegenüber dann lernen, nicht zu missbrauchen. Ich wusste nie, wie ich fühle was ich selbst möchte und was ich nicht möchte und dass ich Grenzen ziehen darf und auch muss.
Magst du etwas von deinen Erfahrungen und deinem jetzigen Umgang damit teilen?
Ich sende dir ganz liebe Grüße und viel Kraft für deinen Weg <3
 
Zurück
Oben