Früher wollte ich immer einen Mann, der definitiv größer ist als ich.
Ich war als Kind immer die größte in der Klasse gewesen, sogar größer als alle Jungs. Später war ich immer die größte oder zweitgrößte der Mädels. Dadurch dass ich auch immer etwas pummelig war, wirkte ich neben den anderen zwergen wie ein Elefant.
Und sie mobbten und hänselten mich. Und ich habe sehr gelitten.
Erst viel später kamen die anderen nach.
Ich war einfach schon sehr früh ausgewachsen. Ich war mit 10 schon so groß wie jetzt.
Nämlich 1,69 cm.
Ich fühlte mich immer unwohl in Gegenwart von Menschen, die nicht sichtbar größer waren als ich. Habe oft Internetbekanntschaften abgwiesen, einfach nur weil die mir schrieben wie groß sie waren - und kleiner waren.
Dann lernte ich meinen jetzigen Lebensgefährten kennen.
Er ist nur ein oder zwei Zentimeter größer als ich. Ich fühlte mich neben ihm genauso wie neben all den anderen - fett und groß und wie ein Elefant. Dazu bin ich schwerer als er, das gab mir den Rest. Es war ne harte Zeit für mich.
Er war nicht zu klein. Ich hatte einfach nur Komplexe.
Jetzt jedoch stört es mich in keinster weise mehr. Ich kann ihn mir gar nicht größer vorstellen, er ist perfekt so wie er ist. Ich fühle mich neben ihm sicher und geborgen und das hat nichts mit seiner größe zu tun, sondern mit dem was er für mich ist - ein fels in der Brandung, als mann, als partner.
Der Partner meiner Mutter ist vielleicht 3 - 4 cm kleiner als sie, und sie hatte anfangs noch größere Probleme damit, als ich damals mit meinem Partner. Sie ist noch mit der Ideologie aufgezogen worden, der mann solle immer größer sein als die frau. Doch auch sie hat letztendlich dasselbe erkannt wie ich. Es ist die Persönlichkeit, an die man sich lehnt, in deren gegenwart man sich geborgen fühlt - nicht der körper an sich.